Seelterfräiske Skoule
Niederdeutsch und Saterfriesisch sind wichtige Bestandteile der sprachlichen und kulturellen Identität Niedersachsens. Beide zählen zu den sogenannten kleinen Sprachen, die in der Europäischen Charta der Regional- und Minderheitensprachen besonders geschützt und gefördert werden.
Während Niederdeutsch in vielen Regionen Niedersachsens in unterschiedlichen örtlichen Dialekten gesprochen wird, ist Saterfriesisch einzigartig: Es wird ausschließlich in der Gemeinde Saterland im Landkreis Cloppenburg gesprochen – und ist damit eine der kleinsten Sprachgemeinschaften Europas.
Sprache erhalten – Identität stärken
Ziel der Europäischen Sprachencharta ist es, bestehende Sprachkenntnisse zu erhalten, zu fördern und zu erweitern. Dazu gehört auch, Kindern den Zugang zur Sprache zu ermöglichen, selbst wenn sie noch keine Vorkenntnisse mitbringen.
Der Niedersächsische Erlass „Die Region und ihre Sprachen“ betont:
„Bereits vorhandene Sprachkenntnisse, die im Elternhaus, in Kindertagesstätten usw. erworben wurden, sollen gefördert, erweitert und vertieft werden. Gleichzeitig soll auch der Spracherwerb für Schülerinnen und Schüler ermöglicht werden, die noch über keine Sprachkenntnisse verfügen.“ (Punkt 5.1)
„Hier wäd uk Seeltersk baalt“
Dieser Satz begrüßt alle Besucherinnen und Besucher an der Eingangstür der Marienschule Strücklingen:
„Hier wird auch Saterfriesisch gesprochen.“
Bereits seit 1997 bietet die Marienschule Arbeitsgemeinschaften zum Erlernen der saterfriesischen Sprache an. Kinder erhalten dort die Möglichkeit, diese einzigartige Regionalsprache kennenzulernen, zu sprechen und weiterzugeben.
Für dieses Engagement wurde die Marienschule am 05.03.2020 bereits zum zweiten Mal als „Seelterfräiske Skoule“ vom Niedersächsischen Kultusministerium ausgezeichnet – nach der ersten Zertifizierung im Jahr 2014.
Sprachvielfalt bedeutet kultureller Reichtum.
Mit unserem Angebot leisten wir einen wichtigen Beitrag zur Pflege und Weitergabe eines ganz besonderen Kulturguts.
Übergabe der Urkunde am 05.03.20 in Osnabrück durch den Kultusminister Grant Hendrik Tonne
Niederdeutsch und Saterfriesisch an der Marienschule – Sprachkultur leben und erhalten
Die Pflege der beiden Regional- bzw. Minderheitensprachen Niederdeutsch und Saterfriesisch wird in niedersächsischen Schulen besonders gefördert. Auch an der Marienschule Strücklingen leisten wir seit vielen Jahren einen aktiven Beitrag zum Erhalt und zur Weitergabe dieses wichtigen sprachlichen Kulturerbes.
Kleine Sprachen mit großer Bedeutung
Laut § 2 Abs. 1 Satz 3 des Niedersächsischen Schulgesetzes sollen Schülerinnen und Schüler auch in sogenannten kleinen Sprachen lernen, sich auszudrücken. Eine Begegnung mit dem Plattdeutschen bzw. dem Saterfriesischen ist daher fest in den Kerncurricula Deutsch verankert – sowohl im Primarbereich als auch in der Sekundarstufe I.
Im Deutschunterricht werden regionale Sprachvarianten durch:
das Lesen und Besprechen entsprechender Texte,
Sprachvergleiche,
Begegnungen mit Muttersprachlerinnen und -sprachlern,
sowie durch Projekte und sprachliche Experimente lebendig und erlebbar gemacht.
Modellregion für frühe Mehrsprachigkeit
Die Marienschule Strücklingen war von 2012 bis 2016 Teil des Projekts „Ostfriesland und das Saterland als Modellregionen für frühe Mehrsprachigkeit“, das im Rahmen des Erlasses „Die Region und ihre Sprache im Unterricht“ (in Kraft seit 2011, überarbeitet 2019) umgesetzt wurde.
Dieser Erlass ermöglicht es Schulen, in ausgewählten Fächern Unterricht auf Niederdeutsch oder Saterfriesisch anzubieten – im Sinne eines immersiven Spracherwerbs. Dabei wird die Zielsprache nicht nur thematisiert, sondern aktiv im Unterricht angewendet.
Sprachförderung im Unterricht und in AGs
Die saterfriesische Sprache wird an der Marienschule sowohl im Regelunterricht als auch in Arbeitsgemeinschaften vermittelt.
Dabei kommen u.a. die neuen Lehrwerke „Seeltersk lopt“ von Ingeborg Remmers und Edith Sassen für die Klassen 1 bis 4 zum Einsatz.
Kinder mit Vorkenntnissen können diese vertiefen, Kinder ohne Sprachkenntnisse erhalten einen ersten, spielerischen Zugang. Durch diese Arbeit tragen wir aktiv dazu bei, die einzigartige Sprache des Saterlandes lebendig zu halten.
„Mehrsprachigkeit beginnt vor der eigenen Haustür – mit Wertschätzung für die Region und ihre Sprache.“
Lehrwerke „Seeltersk lopt“ für Klasse 1 – 4 von Ingeborg Remmers und Edith Sassen
Saterfriesisch im Schulalltag – Sprache erleben
Neben dem regulären Unterricht und unseren Arbeitsgemeinschaften bringen wir die saterfriesische Sprache auch aktiv in den Schulalltag ein. Durch kreative und gemeinschaftliche Projekte wird Sprache erlebbar gemacht.
So nehmen wir regelmäßig an Lesewettbewerben, Theateraufführungen oder anderen öffentlichen Veranstaltungen teil, in denen auch das Saterfriesische eine Rolle spielt.
Ein besonderes Highlight ist unsere Beteiligung an der Aktion „Fräindai is Seelterdai“ – Freundetag ist Saterfriesischtag.
Unter diesem Motto treffen sich alle Schülerinnen und Schüler der Marienschule jeden Freitagmorgen in der Aula, um die saterfriesische Sprache spielerisch kennenzulernen, gemeinsam Lieder zu singen, Reime auszuprobieren oder kleine Dialoge zu sprechen.
Geplante Projekte
Auch in Zukunft wollen wir das Engagement rund um die saterfriesische Sprache weiter ausbauen. Geplant sind unter anderem:
ein saterfriesischer Projekttag
ein schulinternes Adventssingen mit Liedern in Seeltersk
eine saterfriesische Informationsecke im Schulgebäude mit Materialien, Büchern und Hörbeispielen
Sprache lebt durch Begegnung.
Deshalb ist es uns wichtig, dass unsere Schülerinnen und Schüler nicht nur über Saterfriesisch sprechen, sondern es auch miteinander sprechen – mit Neugier, Freude und Offenheit.
Fräindai is Seelterdai: Sketch „Waffeln boake“
Saterfriesisch sichtbar machen – unser Schullogo als Zeichen gelebter Mehrsprachigkeit
Dass die saterfriesische Sprache an unserer Schule einen besonderen Stellenwert hat, zeigt sich nicht nur im Unterricht und in Projekten – sondern auch nach außen sichtbar.
Seit 2024 trägt unsere Schule im neuen Schullogo den zweisprachigen Namen:
„Marienschule – Litje Skoule Strukelje“
Damit wird die enge Verbindung zur Region, zur Sprache und zur kulturellen Identität des Saterlandes auch im Erscheinungsbild der Schule deutlich. Das Logo ist gut sichtbar am Schulgebäude angebracht – ein klares Zeichen für Wertschätzung, Erhalt und gelebte Mehrsprachigkeit.
„Litje Skoule Strukelje“ – Kleine Schule Strücklingen. Ein Ort, an dem Sprache verbindet.
Saterfriesisch im Alltag – sichtbar auf allen Türen
Seit 2023 sind im gesamten Schulgebäude alle Türen mit saterfriesischen Beschriftungen versehen. So begegnen die Kinder der Sprache nicht nur im Unterricht, sondern auch im täglichen Schulalltag – beim Gang durch das Gebäude, auf dem Weg zur Turnhalle, zum Musikraum oder ins Lehrerzimmer.
Besonders einfallsreich:
Für die Klassenräume wurden Tiernamen in Saterfriesisch ausgewählt. Jede Klasse hat „ihr“ Tier – mit Namen und Bild an der Tür. So wird die Sprache auf spielerische und kindgerechte Weise in das Schulleben integriert und visuell erlebbar gemacht.
Sprache lernen beginnt im Alltag – an jeder Tür.
Saterfriesische Tiernamen auf den Türen der einzelnen Klassenräume
Lesewettbewerb 2023
An der Marienschule siegten: Louisa Tepe (2. v.l., Klasse 3) und Feemke Janßen (1. v.r., Klasse 4)
1.Zertifizierung als Seelterfräiske Skoule am 17.04.2014
Unsere langjährige Jury des Lesewettbewerbs
Marianne Pahl, Margot Tameling, Mechthild Kruse und Conrad Niemeyer
Weitere Informationen:
Erlass (2011): "Die Region und ihre Sprache im Unterricht"
Europäische Charta der Regional- oder Minderheitensprachen
Plattdeutsch und Saterfriesisch in der Schule
Frühe Mehrsprachigkeit - Allgemeine Ausgangslage
Saterfriesisch an der Marienschule -Modellprojekt "Frühe Mehrsprachigkeit"
Saterfriesischunterricht an der Marienschule Strücklingen
NWZ 06.01.2015 - Spracherhalt im Grundschulalter
NWZ 07.07.2012: Schüler werden bilingual unterrichtet
NWZ online 14.06.2013: Unterricht auf Saterfriesisch begeistert
General-Anzeiger 19.04.2013: Grundschüler sind sattelfeste Saterfriesen